Höheres Selbst

Das so genannte „Höhere Selbst“ bedeutet in der heutigen Fachsprache der Esoterik das rein geistige Ebenbild des Menschen, welches unsterblich und vollkommen ist und daher über unendliches Wissen verfügt. Dieser Begriff ist sehr beliebt und wird häufig von esoterischen Lebensberatern und ihren Kunden verwendet, doch er hat auch eine recht lange Geschichte und eine wandlungsfähige Bedeutung. Das Höhere Selbst soll angeblich tatsächlich der Person bis aufs Haar gleichen und eine Art Doppelgänger darstellen, jedoch kleiner und nicht materieller Natur. Dieses rein geistige Ebenbild des Menschen existiert angeblich in steter Verbindung zur Person – solange diese lebt – doch es ist nicht an das Leben des Körpers gebunden, sondern überlebt diesen und setzt sich, im Glauben derer, die an Reinkarnation (Wiederverkörperung) glauben, im nächsten Erdenleben fort. Aufgrund des unsterblichen Elements des Höheren Selbsts ist ihm auch der Zugang zu allem Wissen (zum Beispiel der Akasha-Chronik) offen und es kann über alle erdenklichen Dinge in der Welt Bescheid wissen und auch verborgene Informationen zutage fördern. In der Esoterik glaubt man, dass das Höhere Selbst eine Beraterfunktion für den Menschen habe: es könne angeblich den Ratsuchenden orientieren, wenn er sich hilflos fühlt, oder ihm Antwort auf komplizierte Fragen geben, insbesondere dann, wenn andere Ratgeber versagen. Daher wird Ratsuchenden oft der Hinweis gegeben, sich an das eigene Höhere selbst zu richten, wenn sie beunruhigt sind oder eine Inspiration von Oben erwarten wollen. Manche Esoteriker glauben auch, dass das Höhere Selbst beim Orakeldeuten grundsätzlich die Antworten diktiert und alle Prognosen von ihm stammen – doch diese Ansicht ist umstritten.
Die Philosophen des Mittelalters wie Peter Abaelard und andere nannten das „Höhere Selbst“ auch gern „Geistseele“ und meinten damit die rein geistige Substanz des Menschen, die nach christlichem Glauben unsterblich ist. Doch im Gegensatz zur christlichen Lehre von der unsterblichen Seele, die am so genannten Jüngsten Tag durch Gott wiederauferstehen kann, ist das „Höhere Selbst“ nach der Ansicht der meisten Esoteriker nicht an eine einzige Wiedergeburt gebunden, sondern fortdauerndes Ich durch viele Inkarnationen hindurch. Hier spielen also eher buddhistisch-hinduistische Glaubens-Systeme eine Rolle, wenn heute vom Höheren Selbst die Rede ist.

 


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